Quelle: Know your Meme |
Nun zum eigentlichen Thema:
Wie komme ich denn zu dieser vermeintlich abstrusen Hypothese?!
Und zur Sicherstellung: Ich
kann nur von meinem Vorgehen aus sprechen, nur von meiner
Wissenschaftsdisziplin und nur vom Schreiben (und Malen) aus. Allerdings, so
seid gewiss, kann euch jeder Naturwissenschaftler bestätigen, dass bestimmte
Schritte auch in seinem Bereich getätigt werden – nur halt anders ausgeführt.
Zunächst einmal gilt es
sich von folgenden Vorstellungen bezüglich
Wissenschaft und Kunst zu
verabschieden.
In der Wissenschaft kann das Ergebnis immer anders ausfallen als gedacht,
ebenso in der Kunst. Zudem muss der genaue Ablauf dem Forschungsgegenstand
angepasst werden. Nicht jede Methode funktioniert bei jedem
Forschungsgegenstand. Ich kann zum Beispiel menschliches Verhalten nicht
gleichermaßen so untersuchen wie das von einzelligen Organismen oder Tieren.
Und in der Kunst – ich beziehe mich im Folgenden
auf das Schreiben und Kät-Toons fabrizieren - ist es bei Leibe nicht so, dass
man einfach drauf los wuselt. Es ist zwar nicht auszuschließen, dass es manche
Menschen schaffen, ohne großartige Gedanken etwas Brauchbares zu produzieren
aber bei mir und den mir bekannten ist das nicht der Fall.
Forschung wie Kunst benötigen
eine gewisse Planung, damit etwas Sinniges rauskommt. Wie umfangreich jedoch
die Planung ist, kann von Projekt zu
Projekt variieren.
Und bei dem Begriff Projekt sind wir auch schon ganz gut
bei der Thematik. Forschung besteht aus diversen Projekten und das Schreiben
eines Buches, das Malen eines Bildes oder das Entwickeln eines Comics sind ebensolche
Projekte.
Damit man sich das besser
vorstellen kann, werde ich kurz einen Ablauf eines wissenschaftlichen und eines
künstlerischen Projektes skizzieren. Wichtig ist, dass das nur ein grober Ablauf ist, der zum einen nicht immer linear abläuft
und zum anderen durch verschiedene Unterschritte bereichert werden kann. Zudem
können mehrere Schritte gleichzeitig geschehen und bei beiden Bereichen wird
man regelmäßig von Epiphanien heimgesucht. Nicht zuletzt ist die
wissenschaftliche Muse genauso undankbar und fordernd wie die künstlerische
Muse.
Phase 1: Am Anfang war die Idee - Von
der Muse geküsst
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In der Wissenschaft
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In der Kunst
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Zu Beginn eines
Forschungsprojektes steht immer eine Idee zu einen Thema oder direkt eine
konkrete Fragestellung. Man kann auch direkt eine Hypothese entwickeln, die
es nun wissenschaftlich zu belegen gilt. Dabei muss dieser Teaser nicht aus
einem selbst entstehen, sondern kann durch Impulse von außen angestoßen
werden. Ein Freund kann einem zum Beispiel etwas berichten und man denkt sich
„Hm, interessant. Das würde ich gerne näher erforschen.“ Oder „Daraus könnte
man doch eine Forschungsfrage machen.“.
Sofern noch keine
brauchbare Fragestellung besteht, muss eine sinnige entwickelt werden.
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Die allseits bekannte
Muse kann einem immer mit einer plötzlichen Idee einen Impuls liefern. Es
können sich auch Fragen in einen auftun, die den Anstoß geben; Was würde
passieren, wenn…
Solche Impulse können
ebenso von außen wie aus einem selbst kommen. Zum Beispiel durch Freunde, die
meinen „Mach doch mal…“ oder aufgrund einer Ausschreibung für eine
Anthologie.
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Wie hoffentlich deutlich geworden ist, beginnen beide Prozesse mit den
Gedanken zu einem bestimmten Thema, welche bereits mehr oder weniger
ausgereift und konkret sein können. Die Impulse solcher Ideen können dabei
aus einem selbst heraus entstehen – aufgrund eines Erlebnisses, einem
Interesse, etc. – oder durch Anregung von außen entstehen – als auch durch
ein bereits geplantes Forschungsprojekt oder eine Ausschreibung zu einen Text.
In der Wissenschaft kann ein bereits genehmigtes Projekt schon recht
ausdifferenziert sein, so dass der darauffolgende Schritt nicht unbedingt
zutrifft. Entwickelt man das Projekt jedoch von Beginn an selbst, sieht es
wieder anders aus. Dazu sei noch zu sagen, dass an einem Forschungsprojekt in
der Regel mehrere Menschen mitarbeiten und Fristen einzuhalten sind. Das ist
beim Schreiben nicht zwangsläufig so, aber auch hier tausche ich mich während
des gesamten Projekts mit Menschen aus, die Anregungen oder Lösungsvorschläge
bieten.
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Phase2: Planung und Vorbereitung –
Hilfe, was soll ich tun?!
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Zunächst muss geprüft
werden, ob jemand schon zu diesem Thema geforscht hat. Kann man daran
anknüpfen oder es gar verbessern? Oder ist es vielleicht völliges Neuland?
Erst wenn das geklärt
ist, kann konkret geplant werden, da sonst unklar ist, ob eine weitere
Forschung dazu nützlich wäre und welche Bereiche schon abgedeckt sind.
Die eigentliche Planung
läuft unter der Prämisse „Wie kann ich meine Forschungsfrage am besten
beantworten?“ Sprich: Welche Methode(n), welche Art von Daten und deren
Erhebung sind sinnvoll. Und nicht zuletzt muss man an die Forschungsgelder
kommen. Dazu muss man bereits schon einiges an ausgearbeiteter Planung vorweisen
und hervorheben, wieso ausgerechnet das jetzt nützlich ist.
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Hier stellt natürlich
nicht zwangsläufig die Frage, was dazu schon auf dem Markt ist. Je nachdem,
ob man sich mit seinem Werk eine eigene Nische schaffen will oder in
Tradition bestimmter Genres schreibt.
Ich persönlich kümmer´ mich in der Regel darum
herzlichst wenig. Da ich in erster Linie das Ganze für mich mache, ist es mir
zunächst wumpe, ob es schon die 666. Version von irgendwas ist.
Dennoch ist die Planung nicht zu
unterschätzen – Zumindest bei mir. Dabei geht es
nicht um eine bereits komplett ausgearbeitete Geschichte, die nur noch
niedergeschrieben werden muss. Ich sinniere zuvor noch über die Handlung (also dem Plot)
sowie über die Charaktere. Daraus ergibt sich eine grobe Struktur, die ich
stichpunktartig mehr oder weniger schriftlich fixiere, um mich daran beim
Schreiben zu orientieren. Das ist
besonders nützlich, wenn das Projekt aus welchen Gründen auch immer eine Zeit
lang bei Seite gelegt wird. Während der eigentlichen Schreibphase ändert sich
die Struktur; Manchmal wird was weggelassen oder abgeändert.
Je nachdem, wie wichtig
einem eine gewisse Genauigkeit und Korrektheit bei seinem Werken ist, recherchiert
man noch in den jeweiligen Themenbereichen.
Neben der eigentlichen
Handlung mache ich mir gelegentlich Gedanken dazu, was ich mit meinem Projekt ausdrücken
und/oder bewirken will. Natürlich ist dann noch zu bedenken, wie ich das
erreichen kann. Will ich den LeserInnen ein nachdenkliches Gefühl vermitteln,
muss ich mich zum Teil anderer Stilmittel bedienen, als wenn ich sie in
traurige Stimmung versetzen möchte. Damit will ich jedoch bei Leibe nicht
sagen, dass man nur einfach bestimmte Stilmittel verwenden muss, um die
gewünschte Stimmung zu erzeugen.
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Zusammengefasst wird deutlich, dass ich mir bei beiden Bereichen vorab
Gedanken zu den Zielen mache und wie ich sie am sinnigsten erreichen kann.
Dabei sind Faktoren wie Zeit, Möglichkeiten oder auch finanzielle Kosten mehr
oder weniger vordergründig.
Das sich das intensive Befassen mit einen Projekt – ganz gleich ob in der
Wissenschaft oder in der Kunst – immer auch Auswirkungen auf einen Selber
hat. So gerne ich das jetzt aufdröseln möchte, so bedürfte das doch einen
eigenen Beitrag, so dass ich es ganz platt nur darauf runterbreche, dass beides
von Natur aus reflexive Prozesse beinhaltet und dadurch, dass man sich in
einen Thema reinbuddelt nicht drum rum kommt es ein Stück weit zu
internalisieren.
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Phase 3: Die Durchführung – Schreiben
bis der Arm abfällt.
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Hat man es also
geschafft, die Hürden der Planung zu überwinden, geht es ans Eingemachte.
Durch die gewählte(n)
Methode(n) werden Daten erhoben, die im Anschluss ausgewertet werden und im
Kontext zur Fragestellung interpretiert werden.
Dabei ist es möglich,
dass die entstandenen Daten Aspekte aufweisen, mit denen man nicht gerechnet
hat. Je nachdem, was das für Aspekte sind, muss etwas ergänzt, weggelassen
oder erneut durchgeführt werden. Oder die Daten zeigen, dass die entwickelte
Hypothese nur zum Teil oder gar nicht stimmt – Was aber auch ein Ergebnis
ist.
Die Daten, Recherchen und
Ergebnisse werden dann in einem fancy Forschungsbericht, einer abgefahrenen
Abschlussarbeit oder einen pathetischen Paper schriftlich zusammengeführt. Damit
gehen auch bestimmte Textkonventionen her. Anhand eines Beispiels lässt sich
das möglicherweise besser verdeutlichen. Dazu entsinnen wir uns alle an den
Deutschunterricht, bei dem wir genötigt wurden Texte unterschiedlicher Art zu
schreiben. Ein Sonett hat andere Bausteine als eine Kurzgeschichte.
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Wenn das Projekt mehr
oder weniger grob skizziert ist, kann ich auch hier zur Tat schreiten: Das
heißt Schreiben bzw. Zeichnen.
Wenn alles gut
vorbereitet ist, so kann ich recht gut vorankommen ohne großartig in
Unklarheiten zu versumpfen. Bei der Durchführung können sich spontane
Einfälle aufdrängen, die schließlich das Werk bereichern. Gelegentlich entwickeln
Figuren eine Art Eigenleben und sie werden anders, als vorab geplant. Zum
Beispiel bei meinen Kät-Toon „House of Bs“ wurde der Mathematiker Bram zynischer
und grumpier als ich es vorgesehen hatte.
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Bei beiden Projektarten habe ich persönlich von einer üppigen
Vorbereitung profitiert. Ideen und Einfälle, die andere Individuen vielleicht
beim Schreiben bekommen, habe ich schon vorher gehabt. Das bedeutet mitnichten,
dass mir da keine spontanen Epiphanien mehr begegnen, insbesondere, da
Schreiben an und für sich schon ein reflexiver Prozess ist.
Beim Forschungsprojekt jedoch
ist häufig das Ergebnis zu einem gewissen Maß ab einem gewissen Zeitpunkt abzusehen. Da ich nicht mit dem Schreiben
beginne, bevor ich die Vorbereitung im Großen und Ganzen beendet habe, ist
mir schon klar, worauf das hinausläuft. Ich kenne allerdings auch Menschen,
die bereits in der Vorbereitungsphase mit dem Schreiben beginnen, das sieht
bei denen wahrscheinlich anders aus.
Beim Schreibprojekt stellt sich
das bei mir unterschiedlich da. Manchmal weiß ich so ungefähr, worauf es
hinausläuft und in manchen Projekten ergibt es sich während des Schreibens.
Zum Beispiel bei meiner „Klapsocalypse“ habe ich noch kein konkretes Ende
gehabt, sodass ich bei Beginn des Schreibens nur eine diffuse Ahnung hatte,
welche Aspekte zum Ende auftauchen werden oder nicht.
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Phase 4: Das Ergebnis – Ich habe
fertig!
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Nach diesem Wust ist die
Arbeit noch nicht getan. Das Geschriebene wird überarbeitet. Das umfasst
nicht nur die Rechtschreibung und Grammatik, sondern auch die Struktur,
Sinnigkeit der Argumentation, etc.
Je nachdem, in welcher
Form die Ergebnisse genutzt werden sollen, steht die Veröffentlichung oder
Weiterverwertung an.
Dabei ist das Endprodukt
nicht annähernd so umfangreich, wie die hineingeflossene Arbeit, aber diese
Arbeit ist wichtig, um es in einen großen Ganzen sinnvoll zu verweben.
Allerdings können sich
daraus weitere Forschungsfragen anschließen: X ist so, aber warum ist X so?
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Und voilà - die
Rohfassung eines Werks ist erschaffen. Die muss allerdings überarbeitet
werden. Dies kann unter unterschiedlichen Gesichtspunkten geschehen: Sinnzusammenhänge
und Logik der Geschichte, Stimmigkeit der Erzählweise, etc.
Ebenso wie bei der
Forschung ist die vorangegangene Arbeit immens im Vergleich zum Ergebnis.
Dann stellt sich die
Frage, was mache ich mit dem Werk? Möchte ich es veröffentlichen oder verschwindet
sie in schmachvoller Versenkung in der Schublade?! Und wenn ich es
veröffentlichen will, dann im Verlag, welcher ja auch gefunden werden muss,
oder als Selfpublisher?
Ferner kann auch hier das
Ergebnis zu weiteren Arbeiten in diesem Bereich führen, zum Beispiel einer
Fortsetzung, einem Spin-Off oder die Thematik hat mich so angeteast, dass ich
mich noch weiter in dem Bereich aufhalten möchte.
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Zusammenfassend sei auch
hier gesagt, dass hinter einem vergleichsweise kleinen Produkt ein absurder
Wust an Zeit und Mühe steckt. Das daraus resultierende Ergebnis ist quasi die
Essenz der getanen Arbeit.
Ebenso wird beides noch
überarbeitet, verbessert und optimiert. Man findet immer etwas, mit dem man
unzufrieden sein kann. Irgendwann sollte man sich daher selbst den Riegel
vorschieben, sonst wird ein Projekt nie fertig.
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Generell bleibt also
festzuhalten, dass beide Bereiche, so vermeintlich unterschiedlich sie auch
erscheinen, sich in ihrer Vorgehensweise ähneln. Es muss zu einem gewissen Maß
geplant und organisiert werden. Zudem kommen immer wieder unerwartete Schwierigkeiten
oder Ideen im Verlaufe des Prozesses.
Ich möchte noch anführen,
dass ich keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit bei meinen Ausführungen erhebe
und es durchaus bei anderen Individuen anders verlaufen kann. Ich kann da nur
von meiner Arbeit sprechen.
Sofern jetzt jedoch
deutlich geworden ist, dass Wissenschaft nicht so stupide und platt abläuft, wie
es häufig den Eindruck erwecken mag, und dass Kunst mehr ist als nur ein
bisschen Malen oder Schreiben, dann hat mein Beitrag seinen Zweck erfüllt.
In diesem Sinne:
Science, bitch!
Und:
Art, bitch!
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