Es ist bald wieder so weit, denn neben dem Movember (aka No Shave November) erwartet uns im November der NaNoWriMo – der National Novel
Writing Month. Eine gute Gelegenheit, einen Roman zu schreiben.
Hä – ein Roman in 30 Tagen?!
Der NaNo erwuchs aus einen Projekt von Chris Baty und
umfasst ein globales Netzwerk an Schreibwütigen. Das Ziel ist es, einen Roman
in 30 Tagen mit rund 50.000 Wörtern zu verfassen. Und mit einen Schnitt von ca.
1.666 Wörtern pro Tag ist das durchaus machbar. Sicher, der generierte Text ist
noch eine Rohfassung,* aber es entsteht was – und das wirkt auf viele
motivierend. Ebenso wie der nationale und internationale Vergleich mit seinen
Wordcount, also quasi ein literarisches Wettbewerbfeeling, kann einen zum
Schreiben stimulieren. Wer mehr dazu wissen will, kann Tante Google und Onkel
Wikipedia befragen oder wendet sich direkt an die offizielle Seite.
*Aber auch ein Text der anders zustande kommt, bedarf
Überarbeitung.
Mein erstes Mal – NaNo 2012
Es war Ende meines Bachelors als meine Kommilitonin Gwen
(nochmal vielen Dank an sie) mich fragte, ob ich mit ihr das Seminar „Schreib
einen Roman in 30 Tagen“ besuchen würde. Das kam mir recht, denn ich bin im
Verlauf meines Studiums nur noch dem wissenschaftlichen Schreiben nachgegangen
und hatte vollkommen vergessen, wie gerne ich mich auch „kreativ“ austobte. –
Ich weiß immer noch nicht, wie es dazu kommen konnte, aber es war mir völlig
entfallen, dass Schreiben neben dem Zeichnen mir sehr viel Freude bereitet.
Also besuchte ich besagtes Seminar mit Gwen und durch unserer
fabelhaften Dozentin entsann ich mich meiner Passion für das Schreiben; Es war
nicht mehr die Erinnerung, dass ich es gerne tat, ich tat es wieder gerne. So
nahm ich mir vor, dass ich während des Masters das Schreiben nicht so sträflich
vernachlässigen wollte – das habe ich sogar geschafft. Zudem bewirkte die
Vorbereitungszeit für den NaNo, dass ich mir zum ersten Mal mehr Gedanken über
einen Text machte als das drauflos schreiben.
How to NaNo
Und ohne Planung ist ein solches Wortpensum dauerhaft nur
schwierig zu erfüllen; Denn so viele Wörter am Tag zu produzieren ohne einen
groben Plan zu haben, ist bei Leibe nicht so einfach wie man es sich vorstellt.
Daher eignete sich der Oktober für planerischer Aspekte rund um die Idee; Von
einer Storyline zu einzelnen Kapiteln, thematische Schwerpunkte und
Charakterkonzepte. Schon alleine das Bewusstwerden, dass sich eine Geschichte
aus Protagonist und Antagonist besteht, einen Konflikt, der die ganze Sache los
tritt, etc., war mir eine Hilfe. Retrospektiv kann ich sagen, dass ich das vorher
schon beachtet habe, aber manchmal kann es einen inspirierenden Einfluss haben,
wenn man sich das Offensichtliche bewusst macht.
Allerdings muss man sich im Klaren sein, dass man sich
mitunter wirklich die Schreibzeit freischaufeln muss. Im November muss man
mitunter auf so manche Verlockung verzichten und der Fokus liegt oft nur auf
das Schreiben. Ferner sollte man auf allzu großen Perfektionismus diesbezüglich
verzichten, denn das Ziel, möglichst viele Wörter zu produzieren, lässt sich
nur schwer erreichen, wenn man jeden Satz bis zum Erbrechen schon während des
Schreibens überarbeitet. Das sind Feinheiten, die definitiv in der
Nachbearbeitungsphase zu beachten sind.
Damit wird deutlich, dass sich vor dem Schreibmonat eine
intensive Planung anbietet, damit man sich nicht während des NaNos mit Gedanken
über Storyline und Co. verläuft, und dass schreiberische Perfektion bis zur Nachbearbeitung
warten sollte.
Auswirkungen auf mein Schreiben
Die Erfahrung des NaNos hat sich bei mir nicht nur im
Schreiben niedergeschlagen, ist hier aber wohl am üppigsten. Zuvor entstanden
meine Ergüsse durch ein diffuses, planloses Losschreiben mit Hauch von einer
Idee, teilweise von einer Szene zur anderen hangelnd ohne mich mit Geschichte
auseinander zu setzen und mitunter nicht mal ein µ Ahnung hatte, wo es hingehen
wird. Und von weitläufigeren Gedanken wie „Was will ich ausdrücken?“ oder „Wen
will ich erreichen?“ war ich noch viel weiter entfernt. Der NaNo machte mir die
Basics zu Storyline und Planung deutlich, die mir persönlich bei der
Entwicklung meiner Erzeugnisse helfen. Nicht nur beim Schreiben, sondern auch
bei meinen Comics sinniere ich vorab über einen groben Verlauf und die
charakterliche Beschaffenheit der Personen. Diese Gedanken dazu schaffen nicht
nur eine klarere Struktur in meinen konfusen Geist, sie bewirken zudem eine
intensivere Beschäftigung damit.
Mein erster NaNo Roman „Eine dadaistische Reise ins
Unaussprechliche“, der auch irgendwann einen Verlag angetragen werden soll, ist
mein erstes Werk, bei dem ich eine deutlich intensivere Auseinandersetzung mit
dem Projekt betrieb. Hierfür entwickelte ich zum Beispiel eine Landkarte, skizzierte
einen Verlauf und konzipierte einzelne Charakterbögen, die über bloße
Äußerlichkeiten hinaus gingen; Hintergrundgeschichte, Wesenszüge, usw.
durchdachte ich zum ersten Mal weitreichend. Der NaNo 2012 hat mir also nicht
nur wieder die Freude am Schreiben ins Gedächtnis gerufen, sondern einen Art „Leitfaden“
zur Entwicklung meiner Projekte. Und inzwischen gehen die Gedanken noch weiter;
Neben Planung und Charakterkonzepten achte ich vermehrt auf Konsistenz der
Story und die Sinnigkeit der Charakterentwicklung.
Aber das nimmt dem Schreiben bei Leibe nicht seine
Spontanität; Zumindest da ich nur einen Leitfaden zur Geschichte habe, der an
verschiedenen Stellen mehr oder weniger durchdacht ist und Freiraum für
spontane Einfälle und unerwartete Entwicklungen bietet
NaNo´sche Einfluss auf die Wissenschaft
Die Erfahrung des NaNos hat nicht nur Auswirkung auf mein
Schreiben und die Konzepte meiner Comics. Die fruchtende Kombination aus
Planung und zügiger Textgenerierung im Sinne sich nicht an der Formulierung
einzelner Sätze aufhalten lässt sich auch auf dem Bereich der Wissenschaft
anwenden. In abgewandelter Form habe ich meine Masterarbeit quasi einfach nur
geschrieben (natürlich mit sofortigen und korrekten Zitieren) ohne mir über
einzelne sprachliche Aspekte Gedanken zu machen. Damit blieb ich in der heißen
Phase schreibblockadenfrei und stellte schließlich bei der Korrektur fest, dass
die Formulierengen weniger Mist waren wie angenommen. Diese Methode schlug ich einer
Freundin für ihre Doktorarbeit vor, die ihr letztendlich dabei half, diese ohne
relevante Schreibkrisen zu verfassen. Man sieht, es lohnt sich auf jeden Fall,
sich auch in solchen Bereichen mit Schreiben näher zu beschäftigen.
NaNo 2017
Dieses Jahr findet der NaNo ohne mich statt, da ich mich gerade
in den letzten Zügen meines aktuellen Projekts befinde. Dort fehlen nur ein
paar Szenen sowie das Ende, sodass es sich für mich nicht rentiert, auf
möglichst viele Worte abzuzielen.
Wie sich vielleicht erahnen lässt, habe ich den NaNoWriMo
nicht (nur) vorgestellt, um meine literarische Entwicklung zu promoten. Ich
hoffe, dass ich einige von euch ermutigen konnte, es selbst mal zu versuchen.
Wer schon immer mal einen Roman schreiben wollte, kann es hiermit einfach mal
versuchen und auch, wenn man im Anschluss feststellt, dass der NaNo oder das
Schreiben nichts für einen ist, so bleibt es eine absolut lohnende Erfahrung –
insbesondere, wenn man sie mit Freunden und Bekannten erlebt.
In diesem Sinne: Brace yourself, NaNoWriMo is coming!
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